Freitag, 4. Dezember 2009

Das Fräulein von Scuderi II

Sieht man sich den Text an, so fällt einem natürlich die Detektivgeschichte ins Auge. Unaufgeklärte Morde treten zu Tage, ein Mörder wird gesucht und - anhand von Beweisen und Aussagen - dingfest gemacht. Dass dies nicht der tatsächliche Mörder ist, kommt erst durch das Fräulein von Scuderi heraus, sie arbeitet mit ihrem Verstand und Herz, was es ihr ermöglicht, zu dem wahren Kern der Geschichte vorzudringen.
Die Figur des Fräuleins ist eine, die die Kunst und die Gesellschaft verbindet, sie schafft es, sich auf beiden Ebenen einzufinden, sich zu integrieren und wird daher auch sowohl vom König, als auch von dem mörderischen Goldschmied verehrt. Diese Gradwanderung verweist auf Hoffmann selbst, der auch zwischen seinen künstlerischen Tätigkeiten und seiner bürgerlichen Berufung stand und beides miteinander vereinbarte.
Weiter befindet sich in der Geschichte die Geisteskrankheit des Mörders: Er muss die Juwelen und Geschmeide, die er selbst gefertigt hat besitzen, der Grund dafür liegt in seiner Kindheit, der Zwang zum Stehlen wurde durch das Anfertigen der Kostbarkeiten nicht beseitigt. Hoffmanns ausführliche Lektüre vieler medizinischer Abhandlungen zum Thema Krankheit und Geisteskrankheit lässt sich hier erkennen. Dieses Thema findet sich in mehreren seiner Texte. Daher wurde er von seinen Zeitgenossen (z.B. Goethe) selbst als krank angesehen, man wollte ihn von dieser Art zu schreiben heilen - ohne Erfolg.

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